Grube Frankenholz, Bahnhof, Kraftwerk

Grube Frankenholz, Kraftwerk Bexbach und Bahnhof Bexbach

Die offizielle Geschichte des Bergwerkes beginnt 1879 mit dem Abteufen von Schacht I. Im Jahre 1954 als selbständige Förderanlage aufgelöst und mit der neuen Grube St. Barbara Bexbach zusammengelegt, kam 1959 nach dem Aus für St. Barbara Bexbach auch die endgültige Stilllegung der über- und untertägigen Grubenanlagen in Frankenholz. In 80 Jahren wurden aus dem Frankenholzer Grubenfeld rund 15 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert. Rekordverdächtig für jene Zeit, in Anbetracht der äußerst schwierigen Lagerstättenverhältnisse und häufiger Förderstillstände. Abgebaut wurden 15 Flöze mit einer Gesamtmächtigkeit von 22 Metern. Im Jahre 1930 erreichte die Grube Frankenholz mit 2.822 Bergleuten den höchsten Belegschaftsstand.

Von den technischen Einrichtungen ist nur das Fördergerüst von Schacht III erhalten; 1960 demontiert, von der Grube Reden übernommen und am dortigen Gegenortschacht aufgestellt, wurde es nach der Stilllegung der Grube Reden unter Denkmalschutz gestellt. Schachthalle und Nebengebäude können für Veranstaltungen und private Festlichkeiten angemietet werden.

Die lange Vorgeschichte der Grube Frankenholz begann 1816. Die Regierung des bayerischen Rheinkreises veranlasste erstmalige Schürfarbeiten, mit dem Ziel, eventuelle Kohlevorkommen im Umfeld des damaligen Frankenholzer Hofes aufzuspüren. Ein Konsortium aus Privatpersonen stellte sich dieser Aufgabe und gründete eine Bergwerksgesellschaft, deren Arbeit von der bayerischen Bergbehörde zunächst gezielt behindert wurde. Man wollte dem in Staatseigentum stehenden damaligen Bergwerk in Bexbach private Konkurrenz ersparen. Zu dieser Zeit gab es noch keine strikte Trennung zwischen staatlicher Bergaufsichtsbehörde und staatlicher Unternehmensführung. Letztendlich waren jedoch die Finanzierung der Bergwerksgründung und der Nachweis abbauwürdiger Kohlevorkommen die großen Probleme, die den Aufbau des Frankenholzer Bergwerkes jahrzehntelang hinauszögerten. Neuen Schwung erhielt das Ganze, wenn auch mit Unterbrechung, durch August Ferdinand Culmann, der am 18.08.1844 der Bergwerksgesellschaft Frankenholz beitrat und die Hälfte der Anteile übernahm. 1845 erteilte die bayerische Regierung der Rheinpfalz die Konzession für die Grube Frankenholz.

Nach dem Studium der Rechte zunächst als Advokat in Kaiserslautern tätig, fand der 26-jährige Culmann im Jahre 1830 Aufnahme am Appellationsgericht der Pfalz in Zweibrücken. Er war in Verfahren eingebunden, die überregional für Aufsehen sorgten. Heute würde man ihn als Staranwalt bezeichnen. August Culmann vertrat rund zehn Jahre lang den Grafen von der Leyen und forderte für ihn vom Königreich Bayern die Rückgabe des Eigentums an den St. Ingberter Kohlengruben, die 1816 an den bayerischen Staat gefallen waren. Der Antrag wurde abgelehnt, obwohl Culmann sich als vorzüglicher Kenner des Bergrechts auszeichnete. Als Verteidiger des Sembacher Pfarrers Johann Heinrich Hochdörfer, einer der Hauptredner, die im Mai 1832 in Hambach auftraten, machte Culmann keinen Hehl aus seiner Gesinnung und seiner Sympathie für die immer stärker werdende Freiheits- und Demokratiebewegung. Der Prozess endete mit einem Freispruch vom Vorwurf des Hochverrats.

Das sogenannte Hambacher Fest war eine Großkundgebung für Freiheit, Demokratie und ein einiges Deutschland. Die schwarz-rot-goldene Fahne wurde zum Symbol. Die politische Lage änderte sich zunächst nach der Märzrevolution 1848. Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte wurde ein Parlament frei gewählt. Die Deutsche Nationalversammlung konstituierte sich in der Paulskirche in Frankfurt/Main. August Culmann kam im November 1848 als Nachrücker ins Parlament und vertrat den Wahlkreis Landau/Bergzabern. Er schloss sich der Donnersberg-Fraktion auf der äußersten Linken in der Nationalversammlung an. Die noch heute üblichen Bezeichnungen “linke” und “rechte” Parteien gehen auf die damalige Sitzordnung in der Paulskirche zurück.

Mit einigen anderen Abgeordneten stellte Culmann unter anderem den Antrag, das Recht auf Arbeit in die neue Verfassung aufzunehmen. Der Antrag scheiterte. Er fand bis heute keine Mehrheit. Als der preußische König Ende April 1849 die von der Nationalversammlung ausgearbeitete Verfassung ablehnte, kam es auch in der Pfalz zu einem Aufstand. August Culmann setzte sich mit an die Spitze der Pfälzischen Revolution. Er gehörte einem Ausschuss an, dessen Zielsetzung es war, wenigstens die bayerische Regierung zur Anerkennung der Reichsverfassung zu zwingen. Culmann ging allerdings frühzeitig auf Distanz zu radikalen Bestrebungen, er lehnte vor allem Bemühungen ab, eine unabhängige Republik Pfalz zu proklamieren. Er fand wenig Gehör. Die Pfalz erklärte sich am 17.05.1849 für unabhängig, eine provisorische Regierung wurde eingesetzt, in die auch Culmann gewählt wurde. Er lehnte diese Berufung ab, weil seiner Ansicht nach die Bewegung in der Pfalz den Boden der Legalität verlassen hatte. Schon die Nennung seines Namens im Zusammenhang mit der Pfälzischen Revolution hatte zur Folge, dass Culmann der bewaffneten Rebellion gegen die Organe der öffentlichen Gewalt für schuldig befunden und vom Appellationsgericht in Zweibrücken in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Rechtzeitig war er nach Frankreich geflohen.

Im Exil versuchte August Culmann erneut, nun gemeinsam mit dem Zweibrücker Industriellen Christian Dingler, das Projekt Frankenholz in die Wege zu leiten. Culmann war inzwischen französischer Staatsbürger geworden, als unter König Ludwig II im Jahre 1865 eine Generalamnestie für die Aktivisten der 1849er Revolution es ihm erlaubte, in die Pfalz zurückzukehren. Nach Überwindung weiterer Schwierigkeiten technischer, geologischer und bürokratischer Art, begann im Jahre 1879 das Teufen von Schacht I. Die jahrzehntelangen Bemühungen um den Aufbau des Bergwerkes fanden ihren Abschluss am 16.12.1881, als erstmalig auf Frankenholz Kohle gefördert wurde; in 184 m Teufe traf man auf das 90 cm mächtige Flöz Willkomm.
Als August Ferdinand Culmann am 13.09.1891 in Blieskastel-Niederwürzbach verstarb, zählte die Bergwerksgesellschaft bereits 563 Bergleute, 1893 stieg deren Zahl auf über 1.000. Das Grab Culmanns in Frankenholz existiert noch heute.

Obwohl geplant, verfügte das Bergwerk nie über einen Bahnanschluss. Die Kohle wurde vor Ort in der Nähe der beiden Förderschächte vom tauben Gestein getrennt, das auf zwei Halden aufgeschüttet wurde, und dann mit Fuhrwerken zum Bahnhof Bexbach transportiert. Ab 1886 übernahm dies eine Drahtseilbahn auf Holzstützen, die nun die Förderungen ohne Aufbereitung zum Bahnhof Bexbach weiterleitete, wo die 1895/96 errichtete Aufbereitungsanlage die Trennung übernahm. Die beiden Halden in unmittelbarer Nähe zu den Förderschächten in Frankenholz/Höchen wurden nicht mehr beschickt. Im Jahre 1896 wurde die Drahtseilbahn durch eine Bahn mit Stützen in Stahlbauweise mit einer Höhe von bis zu 30 m ersetzt. Mit einer Länge von fast vier Kilometern überwand sie einen Höhenunterschied von 140 m. 200 Wagen erhöhten die Transportkapazität zunächst auf 80, später auf 150 Tonnen pro Stunde. Über Jahrzehnte war diese “Luftbahn” die längste in Europa. 1954 wurde sie nach der Zusammenlegung der Gruben Frankenholz und St. Barbara Bexbach stillgelegt und demontiert.

Die am Bahnhof Bexbach arbeitende Aufbereitungsanlage trennte die Kohle vom tauben Gestein (Berge) und die Berge wurden von hier mit Hilfe einer kleineren Seilbahn zur nahgegelegenen Bergehalde aufgeschüttet. Das Spülwasser der „Kohlenwäsche“ wurde in einem anliegenden „Schlammweiher“ abgeklärt, dessen Kohlenschlamm später als Brennstoff für das Kraftwerk abgebaggert wurde.

Diese Bergehalde am Bahnhof in Bexbach ist nicht die größte und auch nicht die älteste Bergehalde, aber sie war die erste, die von den Saarbergwerken durch Bepflanzung renaturiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Eine Statue der Heiligen Barbara wurde 1980 mit Hilfe der Bundeswehr vom alten Kraftwerk Bexbach, das abgerissen wurde, auf die Spitze transportiert und so übernahm der Bergehalde den Namen „Monte St. Barbara“. Man findet hier auch mit etwas Glück Gestein mit versteinerten Pflanzen, z. B. Schachtelhalmen. Es gab sogar Überlegungen, die gesamte Bergehalde mit modernen Methoden nach der wegen der früher eher grobschlächtigen Trennverfahren noch vorhandenen Restkohle auszuwerten und diese im Kraftwerk als Brennstoff einzusetzen, doch dann nahm man wegen der befürchteten Staub- und Verkehrsbelastung für die Bexbacher Bürger wieder Abstand.

1903 nahm am Schacht III das erste Kraftwerk (219 kW) seinen Betrieb auf. Die Grube versorgte nicht nur die eigenen Anlagen sondern auch den Ort Frankenholz mit Trinkwasser und Strom. Die enorm hohen Mengen freigesetzten Grubengases, in bestimmten Konzentrationen hoch explosiv, waren von Anfang an ein ständiges Problem der Grube, wenn auch an der Verbesserung der Bewetterung permanent gearbeitet wurde. Einige schwere Schlagwetterexplosionen forderten zahlreiche Menschenleben. Ab 1908 versuchte man planmäßig durch gezielte Bohrungen auch vorzuentgasen. Es wurde berichtet, dass 1908/09 auf der 7. Sohle mehrere ergiebige Bläser erbohrt wurden, das Gas in Rohre gefasst nach über Tage geleitet und während der nächsten fünf Jahre zum Beheizen der Kessel verwandt wurde; damals einzigartig in Europa. Über das Erneuerbare Energien Gesetz ist heutzutage die Grubengasverwertung (Stromerzeugung mit Hilfe von Gasmotoren) ein lukratives Geschäft.

20 Jahre vor der Einrichtung staatlicher Pensionskassen wurde am 01.04.1873 der „Frankenholzer Knappschaftsverein“ mit eigener Pensions- und Krankenkasse gegründet. Ab 1896 führte der Knappschaftsverein ein Lazarett, das als „Knappschaftskrankenhaus Frankenholz“ bis 1976 in Betrieb war und für die Anwohner der Stadtteile Bexbach und Umgebung qualifizierte, lokale medizinische Versorgung bot.

Am 15.05.1889 traten in Frankenholz die Arbeiter als erste Bergleute im Saarrevier in den Streik, um Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen durchzusetzen. Die Löhne in Frankenholz blieben jedoch bis 1920 wesentlich geringer als auf den Gruben in St. Ingbert und Bexbach.

Nach der Rückgliederung des, nach dem 1. Weltkrieg unter Völkerbundsmandat stehenden, Saargebietes an das Deutsche Reich im Jahre 1935 wurde die Grube Frankenholz verstaatlicht und Teil der Saargruben AG. Bis dahin wurde sie seit ihrer Gründung ununterbrochen in privater unternehmerischer Verantwortung geführt. 1937 unterstützten die Bergleute aktiv den Frankenholzer Schulstreik. Aus Protest gegen die Anordnung, das Hitler-Porträt an der Stirnwand der Klassenzimmer und das christliche Kreuz über der Tür aufzuhängen, blieben die Schüler damals dem Unterricht fern. Der Platztausch wurde zwar widerrufen, doch gab es einige Bestrafungen.

Wie groß der Einfluss der Grube Frankenholz auf die Bevölkerungsentwicklung war, zeigen folgende Daten: Im Jahre 1875 zählte das kleinbäuerlich geprägte Dorf Frankenholz nur 179 Einwohner, innerhalb von 30 Jahren verzehnfachte sich die Zahl. Auch die umliegenden Orte expandierten ähnlich durch die Zuwanderung von Bergleuten, und in Folge auch von Handwerkern und Kaufleuten, mit ihren Familien. Das Dorf Websweiler verdankt seine Entstehung ausschließlich dem Bergbau.

Bereits seit 1955 wird in Bexbach in einem Großkraftwerk Strom erzeugt. Das alte Kraftwerk St. Barbara hatte zuletzt eine elektrische Leistung von 260 Megawatt. Es wurde 1988 stillgelegt und die Turbinenanlagen nach Indien verkauft. Anlässlich der Einweihung am 17.07.1955 wurde die Barbara-Statue eingesegnet, der Umzug auf ihren exponierten Standort auf der Bergehalde am Bahnhof erfolgte 1980. Von dort genießt man eine schöne Aussicht, unter anderem auf das neue moderne Kraftwerk Bexbach  mit 750 MW Bruttoleistung, den letzten Großbetrieb, der an den Steinkohlenbergbau im Saarpfalz-Kreis erinnert. Nach vierjähriger Bauzeit ging es im Jahre 1983 ans Netz. Ständige Verbesserungen haben es zu einem der wettbewerbsfähigsten und umweltfreundlichsten Steinkohlenkraftwerke in Deutschland gemacht. 2004 lieferte es z. B. mehr als drei Milliarden kWh Strom bei einem Kohleneinsatz von rund einer Million Tonnen.

Der Steinkohlenbergbau im Bereich der heutigen Stadt Bexbach hat insgesamt eine lange Tradition: Bereits um 1600 wurde hier im wahrsten Sinne des Wortes nach Kohlen gegraben. Am Ausgehenden der Flöze gab es einige Mini-Tagebaue. Später ging man den Flözen im Stollenbau nach. Es wurde solange Kohle gefördert, bis die Stollen voll Wasser liefen, einstürzten oder die natürliche Bewetterung nicht mehr ausreichte. Systematische Gewinnung mit planmäßigem Grubenausbau erfolgte erst nach Verstaatlichung der Betriebe Mitte des 18. Jahrhunderts. 1848 vollzog sich mit der Inbetriebnahme des ersten Förderschachtes der Grube Bexbach der Übergang zum Tiefbau. Dieses Bergwerk wurde 1936 stillgelegt.

Bexbach besitzt den ältesten Bahnhof im Saarland, er war Teil der Pfälzischen Ludwigsbahn. Dieses Bahnprojekt sollte im Wesentlichen dem Kohlenmassentransport dienen. Es wurde berichtet, dass es gerade in Bexbach gewaltigen Widerstand gegen die Bahn gab, denn viele Fuhrunternehmer mit Pferdefuhrwerken sahen sich ruiniert, weil ihnen die Bahn den Kohlentransport wegnahm. Das Empfangsgebäude aus dem Jahre 1849, die Güterhalle und die große Verladerampe dürften zu den ältesten erhaltenen Bahneinrichtungen weltweit zählen. Leider wurden Empfangsgebäude und Bahnsteig in den 1980er Jahren nicht denkmalgerecht renoviert. Das Bewusstsein einer eigenen Geschichte und Identität ist im Saarland erst in den letzten 20 Jahren spürbar gestiegen.

Text: Thomas Strauch 2005, leicht verändert und ergänzt 2018

Ergänzend zu dieser Darstellung finden sich im Folgenden die verschiedenen Grubenwege:

Historischer_Grubenweg_Frankenholz

Grubenstandort_Saarpfalz_Grube_Frankenholz

Grubenstandort_Saarpfalz_Cons_Nordfeld

Grubenstandort_Saarpfalz_Bergbau_Bexbach

Bergbauweg_Bexbach-Wellesweiler

Bergbaustandort_Bexbach

siehe auch: bergbaugeschichte-zum-anfassen-im-saarlaendischen-bergbaumuseum-bexbach

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